Haltung von Rindern

Wir Leben mit unseren Tieren in der mecklenburgischen Seenplatte, einem Gebiet, welches von seinem zusammenhängenden Seen geprägt ist und für seine üppige Vegetation auch überregional bekannt ist. Wir haben eine mittlere Niederschlags rate, sodass durch diese Feuchtigkeit unsere Wiesen und Weiden gut gedeihen.

Im Freien

Wenn es das Wetter zulässt ab April, lassen wir die Muttertiere mit ihren Kälbern im Freien laufen. Die Kälber können hier ihrer Energie freien Lauf lassen. Die Kälber können ungehindert bei der Mutter trinken und werden durch die Mutter beschützt.

Im Stall

Im Kälberabteil können die Kälber ungehindert rein und raus laufen, die großen Tiere können diesen Bereich im Stall allerdings nicht betreten. Im Stall liegt für die großen Rinder Futter bereit und im Kälberabteil spezielles Kälberfutter. Sobald die Rinder 6 Monate alt sind, kommen sie von der großen Herde in die kleineren Gruppen im Fleischrinderabteill und erhalten dort spezielles Kraftfutter, wie z.B. Getreide. Für jedes Kilo Fett ist etwa vier Mal so viel Futter notwendig. Gras liefert hierfür einen Teil der Energie. Fett gilt im Allgemeinen als ungesund, die Fette dieser Rinder sind es allerdings nicht. Sie enthalten Omega 3 und 6 Fettsäuren. Fett ist ein Geschmacksträger, der dem Wagyu Fleisch den besonderen Geschmack verleiht.

Bier und Massage

Zudem erhalten unsere Rinder, nach japanischer Tradition, Bier in Form von Biertreber (die ausgelaugten Rückstände des Malzes bei der Bierherstellung – alkoholfrei). Nach der japanischen Tradition werden die Rinder massiert. Auch auf unserer Wagyufarm wird massiert. Hierfür sind elektrische Massagebürsten im Stall installiert. Diese Massagebürsten geben den Tieren eine Tiefenmassage, die besonders für die Durchblutung, die Verdauung der Nahrung und das allgemeine Wohlbefinden der Rinder ist von Vorteil ist.

Fütterung

Die Fütterung erfolgt nach japanischem Rezept mit einer niederländischen Variante. Die Tiere brauchen viel Rohfaser, aber auch eine Menge Energie. Wir füttern sie mit gehäckseltem Getreide mit Körnern (GPS) und gemahlenen Maiskörnern (CCM). Darüber hinaus bekommen sie ein ausgewogenes Kraftfutter mit den richtigen Eiweißen, Mineralstoffen, Vitaminen und pflanzlichen Fetten, um die Fette im Fleisch noch zarter zu machen.

Rangordnung und Herdengröße

Wie bei den meisten Tierarten, die in Gruppen leben, gibt es auch eine Hierarchie in einer Kuh Herde. Diese Rangordnung wird mit Kopf zu Kopf Kämpfen bestimmt. Derjenige, der es schafft, seinen Gegner wegzudrängen, steht von diesem Moment an über den anderen. So hat jede Kuh ihren Platz in der Hierarchie der Herde und es gibt sozial höhere und sozial niedrigere Tiere. Dank einer strikten Rangordnung wird keine Energie in Kämpfe verschwendet. Es herrscht Ruhe und Disziplin.

Eine Herde hat immer einen Anführer, manchmal sogar ein mehrere Anführer. Dieses sind meist erfahrene ältere Kühe, die nicht unbedingt das höchste Tier in der Rangordnung sein müssen. In freier Wildbahn ist eine Herde nie sehr groß, höchstens 30-50 Tiere. Alle Tiere kennen sich. Wenn die Herde größer wird und mehr Tiere zählt, fällt sie von Natur aus in zwei Herden auseinander. In einer zu großen Herde kennen sich nicht alle Kühe untereinander, und es kommt dann häufig zu Kämpfen und es entsteht Unruhe in der Herde. Aufgrund der Hierarchie unter den Tieren werden ihnen die Hörner entfernt, damit sie sich nicht gegenseitig verletzen können. Anfangs hat man dies nicht getan, weil die Hörner einfach schön aussahen, aber es ist dennoch notwendig.

Kalben

Kühe, die kalben, isolieren sich in der Natur von der Herde und werfen ihr Kalb an einem geschützten Standort. Auf der Wagyufarm findet das Kalben in der Abkalbebox statt, in der die Kühe auf Stroh liegen können. Diese Abkalbebox ist sauber und befindet sich in der Nähe des Stalls, so dass die werdende Mutter die Herde sehen und hören kann. So fühlt sich das Muttertier wohl; es ist und bleibt schließlich ein Herdentier. In den letzten Monaten der Schwangerschaft liegt das Kalb mit dem Rücken nach unten.

Kurz vor der Geburt dreht sich der Fötus in Bauchlage und streckt die Vorderbeine aus, so dass diese nach vorne zeigen. Zuerst kommt die Fruchtblase und wenn diese gesprungen ist, folgt die Fußblase, in der sich die Beine befinden. Wenn alles gut geht, kommen zuerst die Beine und dann der Kopf. Das Kalb wird ausgiebig abgeleckt und die Nachgeburt wird durch die (ansonsten vegetarisch lebende) Mutterkuh aufgefressen, um keine Raubtiere anzulocken.

Dieses Ablecken sorgt für die Stimulierung der Aktivität, Atmung und den Blutkreislauf sowie die starke Bindung zwischen Mutter und Kalb. Während des Trockenleckens gibt die Kuh leise Laute von sich, die sie nur für ihr Kalb macht und anhand derer das Kalb seine Mutter erkennen kann. Das Kalb kann innerhalb weniger Stunden stehen, verbleibt aber an der Stelle, an der die Mutter gekalbt hat.

Während der ersten Lebenswoche bleibt das Kalb dort. Die Kuh kommt mehrmals am Tag zurück, um das Kalb zu säugen. Dieses säugen geschieht 5- bis 10-mal pro Tag. Nach 3 Wochen kommen Kuh und Kalb zur Herde, in der das Kalb mit Gleichaltrigen spielen kann. Das Spielen hat eine Funktion; das Spiel vermittelt dem Kalb die sozialen Fähigkeiten, über die es als Kuh verfügen muss. Das Kalb wird naturgemäß bis zu etwa 6 Monaten gesäugt.